Die Aufstiegsmannschaft der Saison 1996/1997

Mit Fug und Recht kann behauptet werden, dass aus sportlicher Sicht die Landesligasaison 1996/97 eines der außergewöhnlichsten Jahre der SSV Historie war. Alfred Hitchcock hätte solch eine Meisterschaft nicht spannender inszenieren können.

Die Mannschaft wurde damals erstmals vom langjährigen Naturnser Spieler Willy Platzgummer trainiert. Doch der Beginn war alles andere als einfach und viele Punkte wurden leichtfertig her geschenkt. Schon nach wenigen Spieltagen rutschte man in die Abstiegszone und ein richtiger Befreiungsschlag wollte nicht gelingen. Den absoluten Tiefpunkt erreichte man ausgerechnet am 12. Spieltag im Derby gegen Kastelbell. Völlig verunsichert und mit großen Verletzungssorgen trat man zu diesem Spiel an, obwohl gerade dieser Gegner dem SSV in der Vergangenheit besonders gut lag. Egal mit welchen Spielern, egal mit welcher Leistung, gegen Kastelbell wurde die Jahre zuvor ausnahmslos gewonnen. Die Serie war bereits auf unglaubliche 10(!) aufeinanderfolgende Siege angewachsen. Doch dieses Jahr war eben anders. Nach einem hart umkämpften Spiel, besiegelte ausgerechnet der Naturnser Karlheinz Thöni in der Schlußminute die 2-1 Niederlage. Sein Eigentor durch einen verunglückten Rückpass vorbei an den herauslaufenden Tormann, stürzte Naturns endgültig in die Krise und Kastelbell in die Glückseeligkeit. Als sich unsere ewigen Rivalen aus der Nachbargemeinde vor Freude in den Armen lagen, konnte niemand ahnen welchen kuriosen Verlauf diese Meisterschaft noch nehmen würde.

Maßgeblich daran beteiligt war das Wetter. Durch einen frühen und heftigen Wintereinbruch fielen in der ganzen Region Spiele aus, sogar ganze Spieltage mussten abgesagt werden. Erst am 23. Dezember, so spät wie noch nie, spielte Naturns gegen St. Pauls das letzte Match des Jahres 1996. Trotzdem konnten von den 15 angesetzten Hinrundenspielen nur deren 13 ausgetragen werden, die restlichen beiden Partien wurden ins Frühjahr verlegt. Mit nur mageren elf Punkten auf dem Konto ging man in die Winterpause. Zu Beginn der Rückrunde führte immer noch der strenge Winter Regie. Die ersten drei Spiele, wegen den Verschiebungen in der Hinrunde alles Heimspiele, wurden wegen Unbespielbarkeit des Naturnser Sportplatzes in Partschins ausgetragen. Doch ausgerechnet dort erfolgte der Startschuss zu einer nicht für möglich gehaltenen Aufholjagd. Alle drei Spiele wurden gewonnen und man verlies erstmals die Abstiegszone. Plötzlich ging ein Ruck durch die Mannschaft, alles gelang und die Rückrunde wurde ein einziger Erfolgslauf. Von 17 Spielen konnten 13 gewonnen werden, bei lediglich vier Unentschieden und keiner Niederlage eine mehr als eindrucksvolle Bilanz. Auch bei Torjäger Andy Dellasega platzte der Knoten. Von seinen 25 Toren schoss er 19 davon, allein in den 17 Spielen der zweiten Saisonhälfte. Damit gewann er auch die Torjägerkrone der damaligen Landesligameisterschaft überlegen.

Am drittletzten Spieltag überholte man in der Tabelle die Mannschaft aus Sinich und verdrängte sie von Platz 2. Dieser Platz garantierte damals den direkten Aufstieg in die Oberliga. Im darauffolgenden Heimspiel nahm man erfolgreich Revanche am Nachbarn aus Kastelbell. Vor brechend vollem Haus wurden die Rot-Weißen mit einer 4-0 Packung nach Hause geschickt. Hierbei avancierte ausgerechnet der in der Vorrunde so unglücklich agierende Karlheinz Thöni mit 3 Treffern zum Matchwinner. Kastelbell stieg daraufhin ab und Naturns hatte nun die große Möglichkeit am letzten Spieltag aus eigener Kraft den Aufstieg zu schaffen.

Am 1. Juni 1997 reiste man mit viel Hoffnung und Enthusiasmus ins Eisacktal, denn für den Gegner Natz ging es um nichts mehr. Die Begegnung begann mit einer halben Stunde Verspätung. Grund dafür war ein Verkehrsstau, weshalb einige Spieler, aber auch der Schiedsrichter, zu spät am Spielort ankamen. Die Begegnung selbst war ein Spiegelbild der gesamten Saison. Naturns begann nervös und ängstlich. Die Selbstverständlichkeit der vorherigen Erfolge war plötzlich nicht mehr vorhanden. So plätscherte das Spiel lange Zeit ohne nennenswerte Aktionen dahin. Auch das Paralellspiel in Sinich blieb lange torlos, obwohl die Partie dort bereits eine halbe Stunde im Gange war. Doch dann überschlugen sich plötzlich die Ereignisse auf beiden Feldern. Sinich schoss kurz vor Schluss den 1-0 Siegtreffer und Naturns geriet in Natz mit 1-0 in Rückstand. Ein Fernschuss eines Gegners wurde immer länger und Armin Gasser konnte den Ball nur mehr an die Latte lenken. Der Abpraller wurde per Kopf zum Führungstreffer für die Hausherren verwertet. Die gute Ausgangslage war dahin. Da das Spiel in Sinich kurz darauf beendet war, musste ein Sieg her um noch aufsteigen zu können. Was folgte war ein einziger Sturmlauf des SSV, wobei schließlich ein Spieler zum Aufstiegshelden avancierte. Wolfi Blaas, verletzungsbedingt die ganze Saison über nie sonderlich in Erscheinung getreten, wurde nach dem Rückstand eingewechselt. In der 78. Minute, nach einer tollen Kombination, stand Wolfi goldrichtig und drosch das Leder ins kurze Eck. Jetzt waren auch die zahlreich mitgereisten Fans hellwach und feuerten die Spieler an. Die Krönung der Saison, wie konnte es anders sein, folgte in der 90. Minute.

Der SSV bekam einen Freistoß am gegnerischen Strafraum zugesprochen. Wolfi nahm sich den Ball und zirkelte ihn über die Mauer genau ins Kreuzeck, 2-1 für Naturns. Kurz darauf war Schluss. Was folgte, waren unbeschreibliche Jubelszenen. Die Anspannungen des ganzen Jahres entluden sich in eine berauschende Aufstiegsparty. Erstmals in der SSV-Historie wurden eigens vorbereitete Aufstiegsleibchen verteilt. Die mit „Oberliga wir kommen“ bedruckten T-Shirts waren schon nach wenigen Minuten vergriffen. Die Feier wurde dann in Naturns fortgesetzt und ging die ganze Nacht hindurch. Nicht Wenige feierten auch am darauffolgenden Tag weiter.

Das Sportjahr 1996/97 war nichts für schwache Nerven. Einem äußerst mühsamen Start folgte eine furiose Aufholjagd, welche ausgerechnet in der letzten Minute des letzten Spieles gekrönt wurde. Einfach eine verrückte Saison.

  • Bilder Galerie:

Sponsoren & Partner

moebel wallnoefer

Gründungsjahr

1952

Mitglieder

1.554+

Sektionen

11

Sportzonen

3