Nadine Nischler im Einsatz beim FC Como Women (Photographer: Fabrizio Cusa)
FC Como Women (Photographer: Fabrizio Cusa)

Interview mit Nadine Nischler

Erstes Spiel – erster Sieg - erstes Tor! Dies wünscht sich eigentlich jeder Offensivfußballer, wenn es in die neue Saison geht. Wenn man dann noch zwei Ligen höher als den Jahren zuvor spielt, ist dies umso beindruckender. Gelungen ist dieses Kunststück der Naturnserin Nadine Nischler, die seit Juli dieses Jahres beim FC Como Women in der Serie A unter Vertrag steht. Nach Jonas Heinz und Raphael Kofler ist Nadine das dritte Talent aus der Jugendabteilung des SSV Naturns bzw. der SpG Untervinschgau das binnen von zwei Jahren einen Profivertrag erhalten hat.

 


Zur Person Nadine Nischler

Geboren am: 08.11.2000

Bisherige Vereine: SSV Naturns/SpG Untervinschgau (bis B-Jugend/U15 mit Buben), 1. FC Nürnberg (U17 Bundesliga und 3. Liga), Unterland Damen, SSV Brixen Obi, Meran Wommen (alle Serie C)

Aktueller Verein: FC Como Women (Serie A)

Spielposition: offensives Mittelfeld


 

Nur wenige Tage nach ihrem ersten Spiel beim neuen Verein stand uns die 23jährige Naturnserin in einem exklusiven Online-Interview Rede und Antwort.

 

Nadine, dein erstes Serie A-Spiel und dein erstes Tor in der höchsten italienischen Liga ist nun einige Tage her – wie fühlt sich das heute an?

Es ist immer noch unglaublich und ein sehr schönes Gefühl. Ich hätte mir keinen besseren Start erträumen können. Durch die vielen Reaktionen, die von zu Hause und aus ganz Südtirol gekommen sind, habe ich erst realisiert, was mir da geglückt ist. Nach dem Spiel mit 6-700 Zuschauern auf der Tribüne für Selfies und Autogramme bereit zu stehen, war für mich auch eine total ungewohnte Situation.

Wie kam es dazu, dass du in diesem Sommer zum FC Como Women in die Serie A der Frauen gewechselt bist und dort einen Zweijahresvertrag unterschrieben hast?

Es gab mehrere Angebote aus der Serie A, aber mit Como war ich schon länger in Kontakt und der Verein konnte mich voll überzeugen. Es ist ein relativ junger Verein, der sehr aufstrebend ist und ambitionierte Ziele hat. Mit einem neuen Investor und dem Prinzip einen Verein von Frauen für Frauen zu etablieren will man in den nächsten Jahren auch international spielen.

Du hast ja bereits einige Saisonen in der Serie C der Frauen absolviert. Wie sind deine ersten Eindrücke von der Profiliga Serie A und wo liegen die Unterschiede zum Amateurbereich?

Das ganze Rundherum ist viel professioneller. Es gibt einen großen Staff, für jedes Anliegen hast du Ansprechpersonen: natürlich für die sportlichen Aspekte, aber auch für das Medizinische, die Verpflegung, die Ausrüstung usw. Man kann sich voll ganz auf den Fußball konzentrieren und sich bestmöglich auf Trainings und Spiele vorbereiten. Vom körperlichen her war es für mich auch eine Umstellung, die Intensität ist viel höher, alles geht viel schneller, wobei man auch im Kopf erst auf dieses Level kommen muss. Es geht natürlich auch um Belastungssteuerung, wir trainieren meist einmal, manchmal auch zweimal am Tag.

Wie ist zurzeit dein Tagesablauf als Profispielerin in Como?

Wir trainieren im Trainingszentrum von Cislago, zwischen Mailand und Como, in der Nähe wohne ich auch. In der Vorbereitung waren wir fast immer zweimal am Tag auf dem Platz. Jetzt, im Meisterschaftsrhythmus komme ich um zirka 8:30 Uhr auf das Gelände, um zuerst individuell im physischen Bereich und zur Aktivierung zu arbeiten, danach geht es zum Aufwärmen und zum Mannschaftstraining. Anschließend ist etwas zeit für Regeneration und dann Essen wir alle gemeinsam zu Mittag. Am Nachmittag gibt es entweder eine Einheit mit Videoanalysen oder manchmal auch Krafttraining oder wir haben frei.

Nimm uns mit auf deinen Weg zur Profifußballerin ….

Durch meinen Bruder Fabian bin ich zum Fußball gekommen und habe bis zur U15 mit den Jungs beim SSV Naturns und in der SpG Untervinschgau gespielt. Die Entscheidung dann als 14jährige zum 1. FC Nürnberg zu wechseln, war zwar schwierig, aber im Nachhinein in sportlicher und persönlicher Hinsicht sehr wichtig für meinen Werdegang. Der vermeintliche Schritt nach hinten, als ich zurück nach Südtirol in die Serie C gekommen bin, war im Nachhinein auch richtig. Die letzten beiden Saisonen in Meran (mit 80 erzielten Toren, A.d.R.) haben mir die Türen zur Serie A eröffnet. Sehr wichtig waren für mich auch die Erfahrungen in der den Nationalteams, von der U16 bis zur U19, wo ich bei den mehrtätigen Stages ein Gefühl vom Profitum bekommen hatte.

Was sind nun deine sportlichen Ziele in der laufenden Saison?

Der Verein möchte in den nächsten drei Jahren die internationalen Plätze, d.h. Top drei, belegen. Dieses Jahr ist die Teilnahme am „Pool Scudetto“, d.h. Top fünf, das Ziel. Persönlich möchte ich konstant meine Leistung bringen und verletzungsfrei bleiben, um in die Serie A hineinzukommen und ein Fixpunkt in der Mannschaft zu werden. Tore zu schießen ist immer schön, aber hierfür habe ich mir in dieser Saison keine Ziele gesteckt.

Und wo siehst du dich in fünf Jahren … in der Nationalmannschaft?

Vor fünf Jahren hätte ich mich sicherlich nicht heute in der Serie A bei Como gesehen (lacht). Jetzt möchte ich mich in der Serie A entwickeln, ich denke von Spiel zu Spiel. Wenn ich meine Leistungen abrufe, werde ich meinen Chancen bekommen. Von der Nationalmannschaft zu träumen, das traue ich mich (noch) nicht.

Was würdest du jungen Mädels mit auf den Weg geben, die Profi werden wollen?

Es ist wichtig, immer am Ball zu bleiben, man muss wissen, dass man in jedem Moment lernbereit sein muss, wenn es auch manchmal hart ist. In schwierigen Momenten darf man nie aufgeben, dann wird man irgendwann für die Mühen belohnt.

Wie wichtig war und ist die Rolle deiner Familie in deinem Werdegang?

Extrem wichtig, sie haben mich in allem unterstützt, was ich getan habe. Durch meinen Bruder bin ich zum Fußball gekommen und meine Eltern haben mir den Weg geebnet.

Du bist nun innerhalb von zwei Jahren, der bzw. die dritte aus dem SSV Naturns bzw. der SpG Untervinschgau, die einen Profivertrag erhalten hat. Wie schätzt du das ein?

Der SSV Naturns macht seit jeher eine Super-Jugendarbeit, dort habe ich viel gelernt. Ich konnte mit älteren Buben spielen und wurde dadurch immer gefördert. An die C-Jugend, wo ich gemeinsam mit meinem Bruder unter Trainer Christian Gruber gespielt hatte, habe ich beste Erinnerungen, aber auch an die U11 mit Patrick Fliri und an die B-Jugend mit Alexander Rainer. Generell sollte in Südtirol meiner Meinung nach etwas mehr für den Mädchen-Nachwuchsbereich getan werden.

 

Nadine, herzlichen Dank für das Interview und Alles Gute für deine Zukunft. Wir sind stolz auf dich!

 

Interview durchgeführt am 05.09.2024 von Günther Pföstl 

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