Trainingslager Reschen, September 1982

Die jüngeren Naturnser Fußballer kennen Engelbert Grünfelder als Jugendtrainer oder als Mitglied des Vorstandes – von seiner Karriere als Aktiver wissen sie nur aus Erzählungen, Gerüchten oder Legenden. Anlässlich Engls 50. Geburtstages, haben wir ein Interview mit ihm geführt – zum einen, um den Jungen den Fußballer Engl vorzustellen und zum anderen, den älteren Lesern die ein oder andere Begebenheit aus jener Zeit in Erinnerung zu rufen.

Aus Gründen der Authentizität und des Wiedererkennungswertes hat die Redaktion beschlossen, das gesamte Interview im O-Ton, das heißt im Naturnser Dialekt, wiederzugeben. Für etwaige Leseschwierigkeiten, entschuldigen wir uns schon im Voraus.

Engl, glei zu Beginn die Frog: Wenn und mit wiaviel Johr hosch du es Debüt in dr 1. Monnschoft von Naturns geben?
Hell wor in Frühjohr 1976. Semm bin i in 19. Jänner grod 16 Johr olt gworden und nor hon i spielen geterft.

Hosch du nou Erinnerungen an en 1. Spiel?
Hell wor Prod oubm. Miar hobm 6-2 gwunnen, i hon in erstn Spiel glei zwoa gschossen und nou an Elfer ausserkoult, denn nor dr Mazoll Karl versenkt hot.

Wenn du an deine Jugendzeit denksch, wia hots Training zu dr semm Zeit ausgschaug?
Jo oungfongen hon i mit 10 Johr (Anm. d. R.: 1970). Vorher hobm miar lei in die Wiesn ummergspielt. Inser erster Trainer isch dr Kooprator Steinkasserer gwesen. Er isch nor ollm onnikemmen (zur Sportzone, Anm. d. R.), hot in Zollwies oubm a 2-3 Floschen Aranciata bstellt, nor hobm miar nochn Training kennt aigian, eppes trinken. Ober schuscht ban Training selber isch er nia entn gwesn (lacht).

Wenn du Engl, als longjähriger Jugendtrainer, vergleichsch zwischen Jugendtraining heint und friar, wo sigsch du die greastn Unterschiede, wos hot sich verändert?
Jo des hot sich gonz gewoltig verändert. Nit von die Talente her, die semm hots semm gebm und gibs a heint nou. Ober von Charakter von die Jugendspieler. Man merkt holt dass Sie iatz gonz a ondere Erziehung hobm. Von technischn her kimmp miar heint fir, 2-3 Training die Woch isch zu wianig, weil die Buabm heint schuscht kaune Meiglichkeit mear hobm gscheid Fuassboll zu spieln. Friar hobm miar ins umane 2 noch dr Hausaufgob in di Wiesn drin getroffen und hobm ummer di Bam ummergspielt, bisses finster gwordn isch. Und semm hosch dus Fuassboll spieln glernt.

Junge Südtiroler Spieler wia a Simon Laner, a Michael Cia oder a Manuel Fischnaller hobm olle in Sprung ins Profiloger gschofft, vor ollem, weil sie a super Jugendausbildung genossen hobm. Umso erstaunlicher isches, wenn man drfrog, dass du Engl, amoll a Ongebot vom domoligen deitschen 3. Ligisten (Holbprofi) 1860 München vorliegen kopp hosch! Wia isch des zu Stond kemmen?
Hell wor a unmeiglicher Zuafoll. I wor semm 21 und miar hobm mit dr Vinschgau Auswohl in Latsch gegn Wacker München (Anm. d. R.: zu der Zeit auch 3. Ligist) gspielt. Semm hon i jo an Glückstog kopp: zwoa Schuss „al volo“ von a 20 Meter beade in Kreizeck aighäng. Nochn Spiel hot mi nor dr Sportliche Leiter von Wacker gfrog, ob i mir vorstellen kannt, bei sui draussen zu spielen. „Zu jeder Zeit, gearn“ wor meine Ontwort. An Tog drauf hot nor afuanmoll dr Präsident von 1860 oungruafn und gsog, dass sui mit holt a gearn hatn. De fe Wacker hobm mi an die 60er weitervermittelt, weil i be di semm di besseren Meiglichkeiten kopp hat. Sie hattn olls schun greglt, a Holbtogsorbet und a Wohnung. Ober genau zur semm Zeit wor meine Freindin auf Latsch hoachschwonger. Erster isch sie zwor inverstondn gwesn, ober gach hot sie nor nimmer gwellt dass i gea. Nor honn i olls oblosn und bin geblieben.

Du hasch jo vorher schun amoll kennt zun an Profiverein wechseln.
Jo mit 18 Johr hat i kennt zu Trient gian. (Anm. d. R: zu der Zeit Serie C). Beim Probetraining bin i grennt und grennt, wia ein Ochs und muansch i hat amoll an Boll gekreg? Nix, dei hobm miar kuan Boll gwellt gebm. Gach hots dr Trainer gschmahlt, olls ogepfiffen und nor hoter sie amoll olle ounständig zommgschissen. Nor ischs Spiel weitergongen und i bins gach nimmer drrennt. De hobm miar iatz jedn Boll gebm. Jo guat, i bin gach fertig gwesn. Ober es war olls guat gongen. Sogor in dr Gazetta dello Sport isch schun drin gstondn, dass i fix Trient bin. I hon des Johr nou in Naturns fertig gspielt und noch jedn Spiel hot sich Trient noch miar erkundigt. Ober nor auf uanmoll hon i nix mear keart. I hon mr nor holt gedenkt, sie werrn schun kuan Interesse mear hobm. Irgendwenn hot miar nor jemand drzeilt, dass ounscheinend die Verontwortlichen von Trient ban domoligen Präsident, in Folkstuaner Franz, worn und wegn miar verhondelt hobm. Trient war bereit gwesn bei di 9 Mio. Lire zu zohln (Anm. d. R.: damaliges durchschnittliches Monatsgehalt ca. 150.000 Lire). Dr Franz hot ober an unmeigliche Summe verlong, nor hobm sie zommpockt und sein gongen. Ober i hon sui des nit fir ibel, für mi isch do kuane Welt zommbrochen.

Wia isch di Karriere nor weitergongen? Hots nou Ongebote gebm?
Na, es Johr nochn 1860er Ungebout honn i mr nor es erste moll es Kreizbandl ogrissen. Und nor isch nix mear kemmen.

Wia hosch du diar de Verletzungen zuagezouchn? Wegen an Foul oder selber?
Jo es erste Moll honi sou a Meter nebnen 16er links draussen in Boll, und sig wia dr Libero und der Tourmonn auf mi zua¬kemmen. Nor denk i mir, des geat iatz guat, iatz konn in lei in longen Egg onnischneiden. I nimmen mitn Innenriss, dr uane ziacht voll durch und nor honis schun graschglen keart. Logischerweis hobm si mi nor fen Plotz ausigtrogen. Ober es brutale isch, boll i bei dr oltn Sportbar auf uan Fuass die Stiagn ai kumpelt bin, kimp dr Folkstuaner Franz her (Anm. d. R.: zu jener Zeit Präsident) und schreit: „Engl schaug dass wieder oikimmsch des Spiel isch viel zu wichtig, es steat nou 0-0!!!“ (lacht). Nor bini wieder oi auf uan Fuass, frog in Schiri: „Arbitro, posso entrare?“ Bin innkupft auf uan Hax, nor kimp dr Boll ze miar, i stea aufn linkn Fuass, muassn nor logisch mit rechts stoppm, setz in Fuass aufn Bodn auf und nor hots noumoll gegraschgelt. Jo nor hon i mr es Innenbandl frisch a nou ogrissen. Jo unmeiglich, des isch brutal, ober des isch friar asou gwesn. (lacht)

Engl, du bisch iatz seit 40 Johr im Fuaßbollgschäft. Wia wor es Training friahr bei dr 1. Monnschoft im Vergleich zu heint?
Jo miar kimmp fir viel zacher, na wos miar friar grennt sein, sell isch nimmer normal. Ban Puffer Helmut, wenn dr sell Trainer gwesn isch, semm honi in dr Vorbereitung bei fost jedn Training gspiebm.

Jo hot do nor nia jemand eppes von dr Monnschoft gsogg?
Na, jo bisch du norret. Do isch eibm dr Unterschied zwischen heint und ¬friar. Miar hobm sou an Respekt kopp. Jo wenns ghoassn hot, des isch dr Trainer, do hat sich nia kuan Mensch getraut eppes zu sogn. Genau wia zu an Learer, Pforrer oder zu an ältern Mensch.

Wia wor asou es Verhältnis zwischen Olte und Junge?
Hell wor semm super. Miar hobm sou an Teamgeist kopp. Ausser uanmoll hemm hobmr drhuam gegen Brixen gspielt. Sui sein Lester gwesn und miar Erster. In dr Holbzeit, es steat nou 0-0, i sitz afn Bankl, kimp dr Götsch Egon inner und brillt ummer, ob mir do vourn nit gach welln uans schiassn. Nor sog i: „Jo Egon gemiatlich, iatz hobmr no a Holbzeit.“ In semm Moment hon i schun in hoassn Tee iber dr Gosch oirinnen kopp. Semm hon i wirklich nimmer gwellt die 2. Holbzeit spieln. Dr Vent Herbert, der semm Betreuer wor, hot mi nor decht iberred weiterzuspielen. Mir hobm 4-0 gwunnen, i hon zwoa gschossn und drnoch hot mi dr Egon ummergetrogn und ogebusst. Nor wor olls wieder in Butter.

Von der berühmten SSV Monnschoft, von der du grod drzeilsch, isch vorollem bekonnt, dass sie gfightet hobm bis zum Umfollen ... ober a gfeiert hobm. Konnsch du ins do vielleicht a poor Anekdoten aus der Zeit erzeiln?
Miar hobm semm uanfoch an super Monnschoftsgeist kopp. Des gibs heint asou nimmer. Noch die Spiele ischs lous gongen, bis um 5e in dr Fria und olle worn drbei. Do isch nia jemand huam. Iatz dr gonz horte Kern, wia dr Mizzi und I, hobm nor holt durchgmocht. In Manti nor bei dr Orbet hobm sie olle schun gwisst wos lous isch und irgendwia isch des ollm olls gongen.

Wia groaß worn semm nor dr Stellenwert vom Fuaßboll im Dorf, wenn man noch an Spiel a amoll gonz cool blau mochn konn?
Jo viel greasser. Wia gsog bei dr Orbet hot man des ollm irgendwia drregelt. Und noch jedn Spiel hot ins irgend a Gosthaus inglodn, bei sui zu essn. 
Engl, du hosch nit lei Verletzungen sondern a suscht gesundheitliche Probleme kopp ... Jo i hon ollm mitn Bluat Probleme kopp. Semm wenn i es erste moll es Kreizbandl okopp hon, hots aufuanmoll koassn, i hon in linkn Fuass an Embolie. Hatn sie mr fost gmiasst in Fuass onemmen. Nor hon i an Schlogonfoll kopp, zwoa Herzinfarkte, ober lei gonz leichte und vor 4 Johr a Bluatgrinsl in Herz drin.

Konnsch di nou an dein lestn Spiel für Naturns erinnern?
Hel miasset in der Hinrunde 92/93 gwesn sein. I hon mr semm nochn erstn oder zwoatn Spiel a Zerrung zuagezoachn. Ober dr Massimo (Anm. d. R.: Bertinato: damals Spielertrainer in Naturns) hot gwellt dass i decht auf dr Bonk gea und schaug, dass des mit die Wechsel und sou olls kloppet. Nor kimm i in Sunnti zun Spiel, will grod iber di Stiagn oigian, kimmp mer dr Tschubi entgegen und sog, dass genua Leit auf dr Bonk sein, i soll gian. Hemm bin i nor Huam und nia mear onni. Ober des mitn Tschubi hobmr nor schun amoll geklärt und wia ausserkemmen isch, wor des a reines Missverständnis.

A denkwürdigs Spiel aus deiner longen Karriere?
Hell wor in Brixen draussen gegen Bayern, boll mr mit der Südtirol-Auswohl geign sou Leit wia Pfaff, Pflügler, die zwoa Rummenigge, Lerby und Dieter Hoeneß, gspielt hobm. Und nor sicher des von die Junioren, wenn mr gegn Fiavé Regionalmeister gwordn sein und i vier Tore gschossen hon. Nor seimr zur Italienmeisterschoft, do unter Neapel oi. Mir worn olle sou a 16-17 Johr und inser Trainer isch dr Marchegger Herbert, der „Rini“ gwesn. Er wor semm ober ban Militär und hot nit mit oigeterft. Hell hotn ibel getoun. Jo und untn hobmr nor es erste Spiel glei 8-0 geignen speitern Italienmeister auf die Lottn gekriag. Sou hobmr holt a Woch Urlaub gmocht. Isch trotzdem brutal bärig gwesn, a schians Erlebnis.

Gibs irgend an Trainer der für die bsunders wichtig wor?
Jo hell wor für mi dr Massimo Bertinato. Sell isch, dr beste Trainer gwesn wos i kopp hon. Von fuassbollerischen Wissen her, von dr Disziplin und von Training her. Semm hobmr nor ounkepp drei bis vier Mol di Woch zu traineren.

Wenn du heint als Zuschauer Spiele oun¬schaugsch, denksch semm mit Wehmut zrug?
Jo als Trainer isch sell iatz brutal zach. I denk mr oft, do hat i iatz ondersch getoun, bsunders von kämpfen her. Wenn i bei dr Erstn a Spiel ounschaug, isch olls gonz ondersch. Des konnsch mit friahr jo nimmer vergleichen. Iatz isch olls viel enger. Mir hobm jo in Boll ounnehmen kennt und nor 10 Meter Plotz kopp.

Wos für Fuassboll hot diar persönlich besser gfolln, der fe friahr oder der fe heint?
Jo für mi, wia er friar wor. Weil a uanfoch mear Plotz kopp hosch. Follrückzieher sein an dr Tagesordnung gstondn. Iatz isch jo olls viel zu eng für a „rovesciata“, kimmsch jo nimmer zui.

Welche Positionen hosch du gspielt?
Ongfongen hon i als rechter Fligel. Spater nor, wenn mr auf 3-5-2 umgstellt hobm, honn i Spielmocher gspielt. Untern Massimo honn i nor sogor dreimol Libero gspielt. Ober hell isch nicht für miar gwesn. Uanmoll aufn kluanen Plotz in Terlan untn, semm wor jo jeder Inwurf wia a Flanke. Na, i bin gschwummen. Semm hon i gach zum Massimo aussigschrieen: „Massimo entweder du tuasch mi aussi oder schuscht gea i alluan.“ Gspielt hon i nor decht bis fertig wor.

Wenn a auf deine Karriere zrugschaugsch ruidet di eppes oder denksch dr i hat kennt mear draus mochn?
Höchstens, dass i di Schual gschmissn hon wegnen Fuassboll. I bin drei Johr Gewerbeober gongen in Bozen untn. Boll a Schulorbeit gwesen isch, honn i für a drei Leit die Orbet gschrieben und selber „Weiß“ ogeben. Derfir honn i 10.000 Lire gekriag. Ober von Fuassboll her, du, i hon ollm gearn für Naturns gspielt, hon do olls Kollegn, die i schuscht vielleicht olle nit hat. Die gonzn Buabm trainiern hat i a nit kennt. Des passt olls.

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